Stellungnahme zum Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket der Bundesregierung

Dresden, 08. Juni 2020.

Sunfire begrüßt das Ergebnis des Koalitionsausschusses vom 3. Juni 2020. Mit dem Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket reagiert die Bundesregierung gezielt auf die weitreichenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Pandemie und beweist mit dem enthaltenen Zukunftspaket zeitgleich den Mut, wichtige Impulse für Zukunftstechnologien und Klimaschutz zu setzen.

 

Die geplanten Maßnahmen sind eine direkte Reaktion auf die Krise, von denen viele jedoch langfristig und zukunftsorientiert wirken werden. Besonders positiv bewerten wir die geplante Förderung der Wasserstofftechnologie und den Ausbau außenwirtschaftlicher Partnerschaften im Wasserstoffbereich mit insgesamt 9 Mrd. Euro. Dieser Impuls wird uns als wesentlicher Akteur auf dem deutschen Wasserstoffmarkt und einer der internationalen Technologieführer auf dem Gebiet der Elektrolyse und synthetischer Kraftstoffe helfen, unsere Technologie und Produktion in den industriellen Maßstab zu überführen und damit einen wichtigen Beitrag für die nachhaltige Zukunft unserer Gesellschaft zu leisten.

 

Technologievorsprung ausbauen, Vorreiterrolle festigen

In der aktuellen Situation kann Deutschland als einstiger Wegbereiter der Wasserstofftechnologie die Herausforderung nicht von sich weisen, beim Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft eine globale Vorreiterrolle einzunehmen und somit zum führenden Ausrüster einer klimaneutralen Industrien zu avancieren. Die Branche steht für dieses Vorhaben bereits in den Startlöchern und wird mit gezielter industriepolitischer Unterstützung der Bundesregierung in den kommenden Jahren große, industrielle Elektrolyseanlagen in Deutschland fertigen. Im Ergebnis werden deutsche Firmen ihre Vorreiterrolle im globalen Wasserstoffmarkt weiter festigen können. Damit wird die Branche immer stärker zur Generierung von Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland beitragen.

 

Investitionen gezielt einsetzen, Markthochlauf vorbereiten

Der erfolgreiche Markthochlauf von Wasserstofftechnologien zur Bekämpfung des Klimawandels ist eng mit den Vorgaben der Bundesregierung verbunden. Ein Gelingen der Energiewende bedarf einer breiten Markteinführung von grünem Wasserstoff und dessen Folgeprodukten. Nur so können emissionsreiche Sektoren wie die Stahlindustrie sowie der Flug- und Schiffsverkehr zukünftig klimaneutral wirtschaften. Hierzu muss zusätzlich zu der geplanten finanziellen Unterstützung von Wasserstoffprojekten seitens des Bundes auch ein ambitioniertes Marktanreizprogramm entwickelt werden, welches eine gesicherte Nachfrage nach erneuerbaren, CO2-freien Kraftstoffen, Stählen und Chemikalien schafft.

 

Planungssicherheit schaffen, Pilotprojekte ermöglichen

Das geplante Pilotprogramm für Elektrolyseanlagen auf Basis des Carbon Contracts for Difference Ansatzes wie auch die geplanten Investitionszuschüsse für neue Anlagen schaffen eine wichtige Grundlage für die Realisierung von Wasserstoffprojekten. Diese produkt- und anlagenseitige Förderung ist ein geeignetes Instrument, um die Markteinführung von Wasserstoff und seinen Folgeprodukten, wie z.B. e-Fuels zu beschleunigen, und Planungssicherheit zu garantieren. Besonders begrüßen wir außerdem die Befreiung grünen Wasserstoffes von der EEG-Umlage, denn die Stromkosten sind der wesentliche Kostentreiber für Wasserstoffprojekte. Eine Entlastung ist unerlässlich für den Markthochlauf der Technologie.

 

Chancen für den Luftverkehr ergreifen, Neue Ära einleiten

In diesen Zeiten scheint ein Neuanfang für den internationalen Flugverkehr zum Greifen nahe. Deutschland kann mit verpflichtenden Beimischungsquoten von synthetisch hergestelltem Kerosin auf Basis von Wasserstoff den Grundstein für die Transformation der Luftfahrt legen und eine Vorbildfunktion für andere Länder weltweit einnehmen. Die Schaffung eines Markts für CO2-freie Kraftstoffe ist für den Markthochlauf und für eine Reduktion von CO2 im Flugverkehr unerlässlich. Die Bundesregierung sollte sich während der anstehenden europäischen Ratspräsidentschaft für eine europäisch e Quotenlösung einsetzen.

 

Mutig vorrangehen, Nachhaltigkeit fördern

Zweifellos kann nun mit der ambitionierteren nationalen Umsetzung der REDII-Richtlinie der notwendige Rahmen für die nachhaltige Nutzung von Wasserstoff geschaffen werden. Deutschland sollte sich aber auch seines starken Einflusses in der EU bewusst sein und diese im Rahmen ihrer Ratspräsidentschaft geltend machen. Bei der Erarbeitung und Verabschiedung der noch ausstehenden delegierten Rechtsakte sollte sich die Bundesrepublik aktiv für ein geschlossenes Vorgehen der Europäischen Union und seiner Mitgliedsstaaten einsetzen.

 

Potentiale erkennen, Ausbauziele ausweiten

Eine erfolgreiche Dekarbonisierung des Verkehr-, Industrie- und Wärmesektors ist vor dem Hintergrund verpflichtender Klima- und Sektorenziele unausweichlich. Wasserstoff ist das bislang fehlende Bindeglied der Sektorenkopplung – und dies vor allem dort, wo eine direkte Elektrifizierung vorerst Utopie bleibt. In der endgültigen Fassung der Nationalen Wasserstoffstrategie sind deshalb ambitioniertere Ausbauziele gefordert. Drei bis fünf GW Elektrolyseleistung könnten so schon bis zum Jahr 2025 Realität werden. Eine Produktion in dieser Größenordnung würde einen erheblichen Teil des hiesigen Bedarfs decken können und den Pfad für eine nachhaltige, klimaneutrale Wirtschaft ebnen. Es ist daher bedauerlich, dass die Bundesregierung sich vorerst nicht zu ambitionierteren Zielen bis 2030 durchringen konnte. Es ist daher von hoher Bedeutung, dass bei der Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie eine Erhöhung des Ziels von 5 GW auf 10 GW verankert wird. Nur so können die notwendigen Kostenreduktionen in der gesamten Branche erreicht werden.